Landtagskandidat Beck (SPD) plädiert für weitere Energiekampagnen
Die Reduzierung fossiler Energieträger zugunsten regenerativer Energien ist nicht erst das politische Ziel seit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Erderwärmung und Klimawandel stehen schon lange als gesellschaftliche und politische Herausforderung auf der Agenda.
Seit Mai 2021 gibt es im Schaumburger Land eine Institution, die die Herkulesaufgabe übernommen hat, die Klimaschutzaktivitäten zu koordinieren und gemeinsam mit einem breiten Netzwerk von Partnern eine langfristige Klimaschutz- und Energiestrategie zu entwickeln: Die Energieagentur Schaumburg gGmbH. Der Landtagskandidat der SPD und stellvertretende Landrat Jan-Philipp Beck hat sie besucht, um seine aktive Unterstützung bei den anstehenden Aufgaben und Projekten anzubieten.
„Ist nicht gerade jetzt die Zeit, um weitere Informationskampagnen zu starten, damit die Nutzung regenerativer Energien einen weiteren Schub erhält?“, fragte Beck gleich zu Beginn in die Runde seiner Gesprächspartner. Hierzu signalisierte Horst Roch, Geschäftsführer der Energieagentur, Zustimmung. Das mittlerweile mit fünf Mitarbeiter*innen aufgestellte Team hat für das Sonderthema Wasserstoff noch einen weiteren Mitarbeiter zugewiesen bekommen und plane gezielte Informationskampagnen. Aktuell sei es vor dem Hintergrund der Coronapandemie noch schwer, größere Präsenzveranstaltungen durchzuführen, aber Onlinekonferenzen könnten hier eine Übergangslösung sein, schilderte Roch. Man plane eine Beratungskampagne zum Thema Solarenergie und im Herbst auch einen „Wärmepumpencheck“ für die Besitzer*innen älterer Häuser, erläuterte Roch. „Das kann ich nur begrüßen. Die Mehrzahl der Häuser im Schaumburger Land entstammen aus den 70er Jahren und früher. Gerade hier gibt es einen großen Bedarf an Beratung und vor allem Energieeinsparpotenzial“, so Beck.
Während der finanzielle Bedarf für die Projekte nach Einschätzung Rochs lösbar ist, gebe es aktuell einen Mangel an qualifizierten Beratern in der Region. Mit ihnen stehe und falle der Erfolg der Kampagnen. Die individuelle Beratung vor Ort könne die Energieagentur nicht selbst leisten. „Da sind wir auf andere angewiesen, beispielsweise zertifizierte Energieberater“, merkte Roch an.
Als Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat von Stadthagen interessierte Beck die Arbeit des Klimaschutznetzwerkes von acht Gemeinden und dem Landkreis Schaumburg. Hier sei schon eine Menge geschehen, betonte Roch. Die beteiligten Kommunen bekämen Unterstützung bei der Erstellung ihrer Energiekonzepte und können auf bis zu zwei Beratungen pro Jahr inkl. Konzepterstellung bei der Sanierung der eigenen Gebäude zurückgreifen. „Außerdem wollen wir in Zukunft noch mehr auf die Möglichkeit von energetischen Quartierkonzepten in den Kommunen hinweisen“, betonte Roch. Ein Ansatz, der aus den Kommunen kommt, ist die Überprüfung von Anträgen auf ihre Klimatauglichkeit. Das könnte eine weitere zielführende Maßnahme sein. Beck stimmte in dem Zusammenhang Roch zu: „Die Entwicklung eines Leitbildes für Klimaschutz in jeder Kommune wäre hier ein geeignetes Mittel, noch mehr Verbindlichkeit im Handeln herzustellen.“ Den Prozess der Leitbilderstellung will Roch gerne in den Kommunen unterstützen. „Das ist eine unserer originären Aufgaben“, so der Geschäftsführer der Energieagentur.
Wasserstoffmanager Martin Wilkening berichtete über aktuelle Projekte, die im Zuge des Projekts „Wasserstoffregion Schaumburg“ in der Entwicklung sind. „Wasserstoff ist einer der Hoffnungsträger für eine zukünftige nachhaltige Energieproduktion“, so Beck. Wilkening verdeutlichte die Chancen des Landkreises durch Aufnahme in das Förderprogramm. „Wir müssen uns vor Augen halten“ so Wilkening, “dass ohne staatliche Förderung hier nicht viel passieren kann.“ Noch sei die Herstellung, Lagerung und der Transport von Wasserstoff finanziell zu aufwendig. Es müsse in dieser Phase darum gehen, Konzepte zu entwickeln und Pilotprojekte umzusetzen. Beck unterstrich an dieser Stelle: „Was uns jetzt gelingen muss, ist, dass wir ein Pilotprojekt zum Fliegen bringen. Wir müssen zeigen können, was technisch schon geht und woran weitergearbeitet werden muss.“ Auch die Halde Georgschacht soll in das Projekt Wasserstoffregion eingebunden werden. Dort sollen auf großer Fläche Photovoltaikanlagen installiert werden. „Bei dem Projekt müssen wir Wasserstoff mitdenken“, merkte Beck an. „Hierbei wird deutlich, dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien unabdingbar ist für eine funktionierende, grüne Wasserstoffwirtschaft“, unterstrich Wilkening.
Neu bei der Energieagentur ist das Angebot für Unternehmen. Gerhard Barmeier kümmert sich seit wenigen Wochen um die Beratung von Firmen. Unternehmen, gerade wenn sie verarbeitend tätig sind, haben einen deutlich höheren Energiebedarf als private Haushalte, erläuterte Barmeier. Lösungen für effizientes und nachhaltiges Wirtschaften müssten sich langfristig finanziell darstellen lassen. Barmeier möchte individuell den Unternehmen aufzeigen, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann. Beck wies an dieser Stelle darauf hin, dass eine Zusammenarbeit mit dem Wissens- und Technologietransfer (WTT) des Landkreises sehr lohnend wäre. „Gemeinsame Unternehmensbesuche und vor allem das bundesweite Wissenschaftsnetzwerk können für diese Beratung eine große Bereicherung sein“, ist sich Beck sicher.
Auf die Frage Becks, was er denn in die Landespolitik an Wünschen mitnehmen könnte, antworteten die Vertreter der Energieagentur einhellig: „Photovoltaik und Windkraft brauchen Fläche. Die brauchen wir dringend – und der Ausbau muss unbürokratisch erfolgen!“