Der Bruchhof am Stadtrand von Stadthagen ist ein Betriebszweig der gemeinnützigen Hof Windheim gem. GmbH aus Probsthagen und bietet Menschen mit starken Belastungen oder psychischen Einschränkungen, die in einem regulären Beschäftigungsverhältnis überfordert wären, alternative Arbeitsmodelle an.

Von der Breite des Angebotes wollten sich der SPD-Landtagskandidat Jan-Philipp Beck und der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Soziales, Kultur und Integration im Rat der Stadt Stadthagen, Thomas Pawlik, überzeugen und besuchten den Geschäftsführer der Hof Windheim gem. GmbH, Raimund Sichma, auf dem Bruchhof.

Den Teilnehmenden auf dem Bruchhof stehen eine Reihe von Arbeitsmöglichkeiten offen, wie z.B. die Mitarbeit im hofeigenen Café, die Organisation von Kunst- und Kulturveranstaltungen und vor allem auch die Sanierung der historischen Anlage sowie die Mitarbeit bei der Parkpflege. Nicht zuletzt durch das Landart-Festival hat sich der Bruchhof überregional einen Namen gemacht als innovativer Ort künstlerischer und kultureller Betätigung. Aber nicht nur das: Sichma berichtete von dem Engagement des Bruchhofs bei der Errichtung und Etablierung der ersten Freien Schule in Schaumburg auf dem Gelände. Hier könne er sich für die Zukunft vorstellen, dass der Bruchhof und die Freie Schule noch stärker kooperieren, um ein schulisches Angebot gerade auch für behinderte Kinder und deren Familien zu bieten. In Richtung des Landtagskandidaten berichtete Sichma, dass allerdings die freien Schulen bei der Kostenübernahme durch das Lande gegenüber den Regelschulen in den ersten drei Jahren stark benachteiligt werden. Die Freie Schule sei nach außen hin sicher eine Bereicherung des Landkreises und seiner Schullandschaft; sie zukünftig landesseitig besser finanziell zu unterstützen sei daher auch ein Stück weit Standortpolitik.

Raimund Sichma und Jan-Philipp Beck
Raimund Sichma (links), Geschäftsführer der Hof Windheim gGmbH, im Gespräch mit Jan-Philipp Beck

Eingangs interessierte Beck natürlich auch für die Frage, inwieweit Landespolitik in die Arbeit des Bruchhofs reinspielt und an welchen Stellen aus der Sicht eines erfahrenen Praktikers Verbesserungen nötig seien. Hierzu konnte Sichma auf die Eingliederungshilfe verweisen. Aufgrund europäischer Anforderungen müssen die Bedarfe und die Beeinträchtigungen bei der sozialen Teilhabe seiner Klienten ganz individuell ermittelt werden, um dann daraus einen individuellen Hilfeplan abzuleiten. Es sei natürlich ganz richtig, hier individuell anzusetzen, schließlich habe jeder und jede eine individuelle Biografie, doch führt genau das zu einem enormen Arbeitsaufwand gerade bei den Leistungsträgern. Sinnvoll wäre es sicher, an dieser Stelle über Verwaltungsvereinfachungen nachzudenken, so Sichma.

Beck und Pawlik, beide Mitglieder im Rat der Stadt Stadthagen, sehen in dem Engagement des Bruchhofes ein großes Potenzial, von dem auch andere Akteure in Stadthagen profitieren könnten. Pawlik bot sich an, bei der Vernetzung zu unterstützen und lud Sichma ein, einmal im Ausschuss für Jugend, Soziales, Kultur und Integration zu referieren. Seiner Einschätzung nach, so Pawlik, seien der Bruchhof und sein Angebot noch lange nicht bei allen bekannt und Kooperationen könnten nur unter Akteuren stattfinden, die einander kennen.

Raimund Sichma nahm den Ball gerne auf. Obwohl der Bruchhof an vielen Stellen schon aktiv in der Stadt mitgewirkt habe, sei es bei der Entwicklung der Zehntscheune oder aber auch bei der Ausrichtung des Landart-Festivals, gehe er davon aus, dass sehr viele Stadthäger den Bruchhof bislang kaum wahrgenommen haben. Ihm sei sehr daran gelegen, das zu ändern, sowohl was das Baudenkmal, als auch die Arbeit und die Belange der dort Arbeitenden angeht.

Eine sehr gute Möglichkeit, das zu ändern, böte sich gerade in diesem Jahr an: Der Bruchhof sei das älteste Gebäude in Stadthagen, so Sichma. Von hier aus habe die Besiedelung Stadthagens begonnen. Er würde sich wünschen, dass bei der diesjährigen 800 -Jahr-Feier die Stadt die Chance nutze, diesem ältesten Baudenkmal eine wichtige Rolle bei dem Jubiläum zuzuschreiben. Raimund Sichma und sein Team stehen dafür bereit. Beck und Pawlik sagten ihm hierbei die Unterstützung zu.

„Der Bruchhof hat sich zu einem guten Ort für gesellschaftliche Teilhabe entwickelt. Hier findet eine gezielte Begleitung und Hilfe von Menschen mit starken Belastungen und psychischen Erkrankungen statt. Darüber hinaus hat sich der Bruchhof zu einem innovativen Tagungs- und Kommunikationszentrum und zu einem kreativen Ort für Kunst und Kultur entwickelt“, so Landtagskandidat Jan-Philipp Beck abschließend.